Tango findet auf vielen Ebenen statt.
Er bietet die Chance an Grenzen zu geraten und sich weiter zu entwickeln.
Hier sind einige Gründe, die uns zum Tango geführt haben.
Die Tanzhaltung beim Tango ist eine Umarmung. Es geht hier nicht um eine Tanzhaltung, wie wir sie beim Standarttanz finden. Da es auch keine Abzeichen abzuarbeiten gibt ist jede Tanzhaltung individuell. Sie unterscheidet sich vom Stil des Tango, der Körpergröße .....
Der Körperkontakt findet im oberen Torso statt und die Arme liegen einer Umarmung gleich auf dem Schulterblatt des anderen. Alles was unterhalb auf Höhe des Rippenbogens ist frei. Und so geht man mit einander.
Man kann keine Umarmung bekommen ohne nicht selbst eine zu geben!
Eine Umarmung ist wohltuend und beruhigend, aufmunternd und entspannend. Der Blutdruck wird gesenkt und die Konzentration des Stresshormon Cortisol verringert. Danke Oxytocin! Du wirkst auf unsere emotionalen Gehirnareale positiv ein und machst uns konfliktfähiger. Wir sind eher bereit uns weiter zu entwickeln, aber auch mehr Akzeptanz zu leben.
Es bedarf bei einer Umarmung keiner Worte. Eine ganz simpele Körpersprache. Einfach halten und gehalten werden und ein Gefühl von Schutz und eines "ohne Wote verstehens" kuschelt sich in den Mantel der Geborgenheit.
Ängste werden vermindert, das Immunsystem angeregt und Erschöpfung verringert. Und das schon bei 10 Sekunden Umamrung täglich. (Comprehensive Psychology).
»Wir brauchen vier Umarmungen am Tag, um zu überleben. Wir benötigen acht Umarmungen am Tag, um zu bestehen. Wir brauchen zwölf Umarmungen am Tag, um uns zu entwickeln.«
Virginia Satir (Therapeutin USA)
Ich bin bekennender Fan von Vera Birkenbiehl. Sie hat die Arbeit unseres Gehirns so beschrieben:
Sie bescheibt das so ("Stroh im Kopf?") Unser Hochleistungscomputer hat kleine Autobahnen über die er Informationen übermittelt/denkt. Fahren wir immer die selbse Strecke, wird irgendwann der "Trampelpfad" zu einer Schnellstraße aspahltiert und es geht richtig schnell. Wir haben eine Gewohnheit entwickelt und Wissen, welches wir oft benutzen wird schneller abgerufen. Bis die ersten Schlaglöcher entstehen. Dann wird allerdings nicht mehr reapriert. Die Autobahnen werden wieder abgebaut und wenn wir keine neuen Staßen bauen werden wir vergesslich.
Neues zu lernen hilft uns im Gehirn wach zu bleiben. Immer wieder Wissensnetze aufzubauen oder große Wissensnetze zu erdichten baut in unserem Gehirn ständig neue Autobahnen und Schnellstraßen.
Das komplexeste, was ein Mensch tun kann ist ein Instrument zu spielen. Die Augen sehen die Noten, die Hände schlagen die Töne an, das Ohr hört zu und das Gehirn überprüft, ob wir das richtige spielen und die Augen auf den Noten bestätigen das, oder unsere Erinnerung erkennt das Stück, dass wir nach Gehör spelen
"Musik fördert auch die „exekutiven Funktionen“. Gemeint sind die Fähigkeiten, die Menschen benötigen, um ihr eigenes Verhalten zu kontrollieren. Man setzt sich ein Ziel, plant den Weg, steuert seine Aufmerksamkeit, unterdrückt Impulse, korrigiert sich. Musiker üben das alles ständig" (Zu einem langen Artikel über Musik und seine Auswirkung auf das Gehirn)
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Wer ständig lernt und sein Gehirn "benutz" und "ausbaut" wird auch immer besser im Lernen. Das wirkt sich auch auf andere Bereiche aus. (Einziger Killer ist dann nur noch Stress und Angst)
Und beim Tanzen?
Wir hören den Takt, wir machen die Schritte, unser Gehirn überprüft, ob wir im Tankt sind, vielleicht sogar musikalisch interpretieren. (Ist dass das Ende der Cadence? Ist es fließend? Ein Vals, eine Milonga, ein Tango? Ist es sanft, ist es bestimmt, ist es schnell? ist es langsam? Kenne ich das Lied? Ist es lustig, ist es traurig?)
Wie voll ist die Tanzfläche?! Wie erfahren ist meine Tanzpartnerin? Lässt sie sich leicht führen? Ist mein Tanzpartner musikalisch?
Als Frau hat man auch imme die Möglichkeit mit zu interpretieren und ein paar Verzierungen einfließen zu lassen.
Auch unser Körper hat ein Gedächtnis. Am Anfang war der "Bewegungshorst"und nach ca 30 bis 170 Wiederholungen erinnert sich unser Körper an Bewegungen und macht sie fließender. Sind die neuen Bewegungen mit der alten verwandt geht es schnell, bis wir etwas können. Das Autobahnnetz wird dichter und wir kommen immer schnelle an unsere Bewegungserinnerung.
Es gibt Länder in denen Tango als Therapie für Depressionen verordnet wird. Tango wird mittlerweile auch als Therapie bei Parkinson eingesetzt und soll Demenz vorbeugen.
Musikalität ist ein Teil von uns. Ein interessanter Artikel hierzu bei Zeit.de
Als männlich und weiblich wird in unserer Kultur so differenziert
In der TAZ gab es ein interessantes Interview mit einem Berliner Tanzlehrer Juan D.
Transportieren lateinamerikanische Tänze Sexismus?
Der Nährstoff dieser Tänze ist Sinnlichkeit und Sexualität, auf einer spielerischen Ebene. Insofern sind sie untrennbar mit der kulturellen Konstruktion der Bilder von Mann und Frau verbunden. Ob das sexistisch ist oder nicht – es geht gar nicht anders. Der Tanz sieht einfach besser aus, wenn die Frau Freude an der Weiblichkeit und der Mann an der Männlichkeit hat. In Lateinamerika gibt es das permanent. Da erwarten zum Beispiel Frauen, dass sie angesehen werden. Ich kenne zig Latinas in Berlin, die sagen: Wenn du hier auf der Straße gehst, fühlst du dich wie ein toter Fisch.
Genderneutralen Unterricht gibt es bei Ihnen nicht?
Ich habe nichts gegen gleichgeschlechtliches Tanzen, es kommen auch lesbische und schwule Paare zu mir. Für mich gilt bloß, dass man nur richtig gut tanzen lernt, wenn man die eine oder die andere Rolle übernimmt. Ich rede auch nicht wie andere Lehrer von „Folgenden“ und „Führenden“, sondern von Frau und Mann. Die vermeintlichen Machos in Uruguay haben da übrigens viel weniger Probleme. Wenn beim Tango Frauen fehlen, fragen sie: Machst du die Frau oder den Mann? Wenn ich dagegen hier beim Unterricht einem Mann etwas zeigen will und mit ihm tanze, ist das für manch einen viel zu viel Nähe. Der stirbt in meinen Armen!
Jeder hat weibliche und mänliche "Eigenschaften" in sich.
Sonst hätten wir keine berufstätigen Frauen, keine liebenden Väter, keine Abenteurerinen, keine spontan, romantischen Männer. Wir schlüpfen stglich in verschiedene Kostüme.
Der führende Part muss sich selbst klar sein, wohin er mit dem folgenden Part hin will. Er muss sich klar sein, was er will und er musst sich auch klar führen. Als Frau mit dem Führen anzufangen kann viele Fragen einfach so lösen. Vieles erschließt sich und auch beim Folgen versteht man besse für sich zu stehen, weil man weiß, was der andere braucht um führen zu können.
Sich als Mann führen zu lassen bewirkt selbst sensibler zu werden bei der Führung. Man weiß nun, wie es ist, herumgeschubst zu werden.
Als Frau mit einer führenden Frau zu tanzen ist immer anders, als mit einem Mann zu tanzen. Es muss nicht sensibler sein, ich muss aber selbst leichter und aufmerksamer sein, den eine Frau hat nicht so viel Kraft. Auf der anderen Seite ist man "unter sich", es ist eine andere Form des Folgens, die aber oft mit mehr Spaß und geschehen lassen verbunden ist :).
Mit der Zeit (je länger man tanzt), wenn man verstanden aht, worum es geht, brechen diese Strukturen auch wieder auf. Als Frau kann ich den Mann "ausbremsen" oder bestimmte Betonungen in einer Bewegung setzen (wie die Betonung in der Musik eben ist). Ich kann sogar Adornos einbauen. Ob man sich selbst mit einbringt hängt vom Mann ab. Vorher sollte man herausfinden, wie erfahren/entspannt der Mann ist, da einige dadurch irritiert werden, vielleicht sogar stinkig werden und im schlimmsten Fall eine Belehrung folgt.
Wenn ich mich auf Milongas mit Anfängerinen unterhalte höre ich oft folgende Sätze "ich fühle mich in Hosen einfach woher..." oder "ich bin noch nicht so weit" ... worum geht es hier? Die Bereitschaft einen Rock oder ein Kleid tragen "zu dürfen"! Oder schöne Schuhe! "hach... die sind so schön.... aber dafür bin ich noch nicht gut genug."
Männer haben da meiner Erfahrung nach weniger Probleme. Viele Anfänger fordern ganz selbstverständlich eine erfahrene Tangotänzerin auf, während Frauen sich erstmal mental wieder einrkiegen müssen, wenn ein guter und erfahrener Tangotänzer sie auffordert aus Angst sich zu blamieren ("ich könnte nicht gefallen").
Tangotänzer oder Tangotänzerin zu sein verlangt sich eindeutig in seinem Geschlecht wohl zu fühlen. Manch einer entdeckt hier sogar dass er sich vorher gar nicht wirklich als Mann/Frau gefühlt hat... sondern es nur dachte.
Tango birgt ein ungemein großes Potential, sich mit anderen in Bezug zu setzen und dadurch herauszufinden wer man ist.
Tango ist improvisiert. Man kann mit jedem improvisieren, der auch gut in "Körpersprache" ist. Es braucht keine Absprache "welches Abzeichen hast Du?" Tango tanzt man nicht für die Deko/Preisrichter, sondern für sich und den anderen und für die Musik.
Man kann auf JEDE Milonga der Welt gehen. Es wird über Blicke aufgefordert und es bedarf keiner Worte oder Erklärungen.
Tanzen ist eine Körpersprache und Tango Argentino ein Dialekt.
Wir passen so garnicht zusammen? Das macht nichts. Trotzdem kann der Tanz ein wahres "Fest" sein!
Die huffingtonpost schrieb: “Je älter Sie sind, desto gebrechlicher werden Sie auch und Berührungen werden wichtiger für die Gesundheit,” sagte Psychologe Kiecolt-Glaser der “USA Today”. Studien haben gezeigt, dass Einsamkeit, besonders im Alter, zu einem erhöhten Stress-Level führen kann und die Gesundheit negativ beeinflusst. Wenn wir jemanden umarmen, fühlen wir uns dieser Person näher und das Gefühl von Einsamkeit nimmt ab.
Tango kann man in jedem Alter tanzen!
Tango zu tanzen beinhaltet VIEL Achtsamkeit. und die Torsion stimuliert den Parasympathikus. Dadurch werden alle Organa angeregt und Glückshormone werden ausgeschüttet.
Wie steht der andere, wie stehe ich? Fühlt es sich bequem an?
Es wird beobachtet, was da ist und was passiert, ohne die Gedanken oder das Gefühl zu manipulieren. Bei der Meditation verändert sich der Bewusstseinszustand von aktiv zu beobachtend. Dem führenden Part ist diese "Meditation" nicht in gleichem Maß eröffnet, wie dem folgenden Part.
Dennoch: Zuwendung und Akzeptanz in der Gruppe spricht unmittelbar unser Belohnungssystem an.
Es gibt Forschungen, die die Auswirkung der Achtsamkeitsmeditation vor allem auch mit einem Partner bei Krebspatienten auswikt.
Bewegen wir uns in einer glücklichen, positiv, versprechenden Gruppe macht uns das glücklich. Wir fühlen uns akzeptiert, sicher und am richtigen Platz.
Ob wir im Job ausbrennen hängt unter anderem davon ab, ob unsere Anstrengungen nur als kleines Rädchen im Gebriebe bewertet werden, oder wir tatschlich positive Rückmeldung bekommen. Unsere Anstrengungen also gewürdigt werden.
Ist dies nicht der Fall sind wir dann überlebensfähig, wenn wir einen Sinn in unserem Leben sehen. Wenn wir uns klar darüber sind, wofür wir leben. Dann sind wir eigenständig, haben die Kontrolle und Gesaltungsfreiheit über unser Leben.
Eine gesunde Psyche verringert nachweislich Entzündungswerte im Körper und macht uns vital.
In dem Buch dem Buch "Der Weg das Seal" beschreibt der Autor das die Gesundheit des einzelnen Menschen wie ein Tisch mit 4 Beinen. Nur wenn wir uns um alle 4 Beine im gleichen Maße kümmern stehen wir stabil. (Für ihn sind es aber 5 Berge: Emotionale, mentale, körperliche, spirituelle und intuitive Fähigkeiten die man immer ALLE weiter wachsen sollte)
Was spricht also dagegen Tango zu einem unserer Pfeiler zu machen?
Einmal Tangofieber, immer Tangofieber.
Kann zu hormoneller Hirnvergiftung führen.